Tag 5 – 06.09.2014 – Overton, NV – Zion NP (Springdale, UT)

Der Plan war, heute mal endlich das Gebiet der Candy Cliffs bzw. Yant Flats oberhalb von Saint Georg zu entdecken. Bei 35°C, die für die Ecke vorhergesagt war, aber natürlich kein Spaß, wie auch schon an den Tagen zuvor suchten wir nach einer kühleren Alternative.

In meine Unterlagen geschaut und bei Facebook kurz mit Yvonne geplaudert und dann haben wir uns für den Kanarra Creek entschieden, die auch schon seit Jahren auf meiner Todo-Liste steht.

Ich langweile euch jetzt nicht mit der morgendlichen Routine und beginne sofort mit dem ersten Ziel am heutigen Tag – Mesquite. Erst noch mal etwas shoppen, in den nächsten 12 Tagen sind wir nur in kleinen Orten unterwegs ohne großen Supermarkt. Da ich ja spezielle Lebensmittel benötige, also noch mal nach gluten-free im Walmart gesucht. Der Walmart hier war neu, oder er war uns 2012 nicht aufgefallen.

Wir fuhren erst mal bis St.Georg weiter auf der I-15, die hier aber sehr schön ist und sich rauf in die Berge schlängelt.

Saint Georg erreichen wir am frühen Mittag, es ist Samstag und die Stadt ist recht leer. Zudem ist St.Georg ja eine übersichtliche kleine Stadt. Was ich hier immer schon mal näher ansehen wollte, ist der Mormonentempel mitten in der Stadt. Ein imposantes Gebäude. Schaut gut aus heute, ganz in Weiß mit dem schönen blauen Himmel.

Vor der Kirche laufen ein paar schick gekleidete Leute rum, die Fotos machen, wir müssen also kurz warten. Derweil suche ich mal eine Toilette im Visitor Center. Großer Fehler.. Ich stehe kaum drin, quatscht mich auch schon einer der Herren an, ob ich ganz alleine da bin?- Nein. Öhm meine 3 „Sister Wives“ warten draußen.
„Nein, mein einziger Husband wartet draußen“.. und ich war so doof hier reinzugehen. Jetzt versucht der mich doch tatsächlich zu missionieren. Oh nein. Ich höre mir brav seine Story an, nehme auch die Prospekte mit, verabschiede mich dann aber recht bald, ohne noch nach einer Toilette gefragt zu haben. Ich glaube, die hatten eh keine.

Mario hat inzwischen einige Bilder machen können, also verlassen wir das Gelände wieder, um ums Eck im nächsten Burger-Laden auf die Toilette zu gehen.

St. Georg liegt nun hinter uns, wir sind an der Ausfahrt Leeds und überlegen noch kurz, ob wir es doch in die Yant Flats wagen wollen. Blick auf das Thermometer: 27°C, aber es ist auch erst 11:30 Uhr. Wir schauen noch mal sehnsüchtig auf das Gebiet, das schon von der Interstate aus sehr schön aussieht. Das nächste Mal dann…

Um zum Kanarra Creek Trailhead zu kommen, fahren wir bis Kanarraville, UT. Im Ort befindet sich ein Schild, das den Weg zum Parkplatz weist.

Der Parkplatz bietet Platz für ca. 70 Autos, würde ich mal sagen. Gut die Hälfte ist schon voll. Es ist Samstag, der Tag, an dem natürlich auch die Einheimischen ihren Ausflugstag haben. Das wird ja eine Massenwanderung.

Das Parken kostet hier 10$ pro Auto, das zahlen wir und dann essen wir erst mal in Ruhe etwas. Dann packen wir unsere Rucksäcke mit den Kameras, Stativen und einigen Flaschen Wasser.

Am Abend zuvor erfuhren wir, dass der gesamte Hike durch Wasser geht, daher packten wir auch unsere Wasserschuhe ein.

Am Anfang geht der Weg etwas steil an, dann geht es wieder runter zum ersten Creek. Dort ziehen wir unsere Wasserschuhe über die Wanderschuhe und waten durchs Wasser.
Alle anderen wandern mit Turnschuhen oder Trekkingschuhen, aber der erste Creek ist schon so tief, dass uns das Wasser in die Boots gelaufen wäre. Also gut, dass wir diese „Schuhe“ mitgenommen haben.
Zum Wandern eignen sie sich nicht sehr, es sind nur wasserdichte Überzieher, die eigentlich zum Motorfahrern sind, aber wir behalten sie auf dem gesamten Weg an, da das An- und Ausziehen etwas schwierig ist.

Wir werden mit dem etwas lustigen Outfit teilweise bewundert mit den Worten „that’s smart“ oder aber auch von coolen Jugendlichen ausgelacht, weil wir Gummistiefel tragen, die ja total out sind. Aber das geht uns am Arsch vorbei.
Nach dem ersten Creek geht es immer am Bach entlang mal durch, mal rechts, mal links, man kann sich einen Weg suchen oder dem Trampelpfad der anderen folgen. Da wir ja nun schon mal die Wasserschuhe haben, laufen wir so viel wie möglich durch das Wasser, das macht total Spaß und vor allem ist es recht schattig und kühl.
Mir geht es auch schnupfenmäßig heute wieder besser.

Wir halten öfter an als alle anderen, um den Ort zu genießen und Bilder zu machen.

Nach ca. 1 km kommen wir zum ersten kleinen Wasserfall, der liegt auch im Schatten, was für Fotos von Vorteil ist. Leider ist die Position nicht optimal und es kommen immer wieder Leute, so dass wir oft das Stativ auf- und abbauen müssen oder es zumindest vor den Leuten schützen müssen.

Nach einer guten Weile kommen wir in die ersten Narrows, natürlich mit knöchelhohem Wasser gefüllt. Hier ist es voll, es staut sich, dann nach den Narrows kommt das erste Hindernis, eine Leiter.

Wir müssen ca. 10 Minuten warten, bis wir an der Reihe sind, diese zu erklimmen, hinter uns warten schon ungeduldig die nächsten Leute mit Kindern, Hunden und ungezähmten pubertierenden Jungs.

Oben warten natürlich auch viele Leute, die schon wieder zurück wollen. Das geht hier zu wie zur Rushhour.
Also versuchen wir so schnell wie möglich, aber auch so sicher wie möglich diese Leite hochzusteigen, oh oh, mir graut schon vor dem Abstieg, denn die Leiter ist glitschig. Es ist ein Baumstamm mit Brettern und in der Felswand ist ein Seil zum Festhalten.

Oben angekommen ist eine richtige Wasserrutsche das Ziel der meisten Besucher, hier geht es zu wie im Freibad. Wir gehen erst mal vorbei, denn für Fotos ist das wegen der vielen Leute nichts und zudem liegt der Wasserfall gerade in der Sonne.

Die Leute hier sind alle nett, manche etwas ruppig, weil sie vorbei wollen. Wir mussten uns auf jeden Fall darauf einstellen, sonst wäre der schöne Hike kein Spaß gewesen. Denn es ist meiner Ansicht nach einer der schönsten Hikes, den wir je gelaufen sind. Das mit dem Wasser macht unglaublich Fun.

Jetzt laufen wir wieder durch den Fluss, es geht immer weiter, bis es an einer Stelle richtig eng wird. Dort steht das Wasser knietief, zumindest für mich knietief. Wir überlegen, ob wir weiter sollen, denn nach dieser Stelle soll noch ein schöner Wasserfall kommen. Wir probieren es ein paarmal, bis kurz unter das Knie sind wir geschützt, aber dann, wenn oben Wasser reinschwappt, sind die Füße nass. Was wegen der Temperatur kein Problem wäre, aber in nassen Schuhen und Socken laufen,kann auch Blasen geben.

Die Kids und Teens, die hier laufen, sind alle klatschnaß, na dann, freut euch mal auf die Nierenentzündung, denke ich mir nur.

Wir wagen es jetzt ganz vorsichtig, aber da passiert es, ein Schluck Wasser schwappt in die Wasserschuhe oben rein. Naja, was soll’s. Hat sich gelohnt, ein toller Wasserfall folgt.

Dort kommt sogleich das nächste Hindernis, eine weitere Leiter, noch glitschiger als die zuvor. Gleich zwei Leute fallen fast runter. Das ist für uns ganz klar das Ende des Hikes.

Wir verweilen aber, wenn wir schon mal hier sind, eine ganze Weile und beobachten die Leute und nutzen menschleere Minuten für ein paar Bilder.

Da kommt ein ganz übermütiger Typ an, stellt sich unter den Wasserfall. Das Wasser ist im übrigen kalt. Plötzlich schreit er auf, was hat er denn? Ja kalt, aber das sollte er wissen. Das Wasser hat ihm seine Brille von der Nase gewemst. Konnte ja keiner ahnen, das so was passieren kann.

Er ist recht entsetzt und läuft panisch rum und sucht. Wir suchen mit in der Umgebung, aber nichts zu sehen, durch den Wasserfall wird das Wasser aufgewirbelt, sonst ist es klar, aber eine Brille am Boden zu finden nicht einfach. Er probiert es aber immer wieder unter dem Wasserfall. Es gehen in der Zeit aber auch etliche Leute die Leiter hoch und runter. Nach ca. 10 Minuten hat er seine Brille, oder das, was davon übrig ist, auch gefunden. Natürlich kaputt, es fehlt ein Glas und ein Bügel.

Ich bin nur froh, dass ich meine Brille auf Reisen immer an einem Band befestige. Aber ich wäre auch nicht so blöd und würde mich unter einen Wasserfall stellen, wenn, dann nur im Bikini und brillenlos.

So tragisch wie das für den jungen Mann war, denn er ist dann auch umgedreht halb blind, so lustig war die Situation für uns. War immer wieder Thema in den nächsten Tagen.

Nun wurde es auch für uns Zeit, den Rückweg anzutreten, gerne wären wir noch weiter gelaufen, um zu gucken, was da noch kommt, aber das hat über diese glitschige Leiter keinen Zweck. Das machen wir dann ein anderes Mal.

Auf dem Rückweg blieben wir noch das ein oder andere Mal stehen und schauten dem Treiben zu und warteten wieder an der ersten Leiter, dass es weiterging. Als wir ankamen, seilte gerade einer seine Hunde ca. 3 Meter in die Tiefe. Das machte denen aber nichts aus. Mir machte es jedoch was aus, diese Leiter runter zu steigen, etwas zittrig, aber ich habe es geschafft. Zum Glück nahmen die Leute nach mir Rücksicht und Mario stand unten und hat mir da den Rücken freigehalten.

Langsam gingen wir zurück, unsere Füße waren ja nun doch etwas nass geworden und das fühlte sich nicht ganz so gut an.

Nach gut 4 Stunden Gesamtaufenthalt erreichen wir den letzten Creek, danach setzten wir uns erst mal hin und zogen die Schuhe aus. Die Wasserschuhe wieder von den Wanderschuhen runter zu bekommen, war gar nicht so einfach.

Inzwischen war es auch wieder ganz schön heiß und wir mussten noch den Berg hoch und dann wieder runter, um zum Parkplatz zu kommen. Der Weg lag aber schon im Schatten, so dass es halb so schlimm war.

Im Auto legten wir unsere Socken auf das Armaturenbrett zum Trocknen und wechselten die Schuhe.

Das war wirklich ein Spaß, diesen Hike zu laufen, mit weniger Leute wäre es sicher noch schöner und intensiver gewesen, aber trotzdem war es einer der schönsten Hikes auf der Reise.

Jetzt wurde es Zeit, zum Zion zu fahren. Ich wählte eine Straße oben rum, weil wir keine Lust auf die Interstate hatten und auch nicht mehr nach Hurricane zum Einkaufen mussten.

Nördlich von Kanarraville ging die Kanarra Mountain Road nach rechts in die Berge, die uns zum Zion Nationalpark führen sollte. Erst fanden wir den Abzweig nicht gleich, drehten noch mal um, dann aber. Es war eine Dirtroad, das war auf der Karte nicht ersichtlich, aber da wir keine Lust hatten umzukehren, wagten wir die unbekannte Straße. Es stand auch kein Schild „4WD only“, nur „Impassable when wet“, aber es war ja trocken.

Die Straße schraubte sich den Berg hinauf, etwas steinig und holprig, aber alles kein Thema. Die Landschaft wurde anders, grüner mit tollen Birkenwäldern unglaublich schön. Jede Menge Kühe waren hier unterwegs, alle neugierig und ängstlich zugleich.

Die Kanarra Mnt Road wurde dann zur Kolob Road, diese führte uns nach Virgin am Highway 9.

Dort angekommen, war es schon später Nachmittag, die Berge im Zion wurden von der letzten Sonne in Orange angestrahlt, wunderschön.

In Springdale angekommen, sind wir erst mal zur Tankstelle gefahren, haben getankt und neues Eis geholt, dann haben wir ins gebuchte Quality Inn eingecheckt.

Wir bekamen ein wunderschönes Zimmer im Erdgeschoß ohne Zimmer drüber, sehr gut. Da Samstag war, was das Hotel restlos ausgebucht, gut, dass wir auch hier vorgebucht hatten.

Wir richteten uns ein, machten uns etwas frisch und suchten uns in Springdale im Ort was zu essen.

Es war überall extrem voll, wir waren froh, noch einen kleinen Tisch ohne Wartezeit im Blondies Diner zu ergattern. Dort gab es einen Chicken Burger ohne Brot und Pommes für mich und für Mario einen nur mit Pommes. Stattdessen bekam ich einen großen Teller mit Salat.

So wurden wir beide satt und fuhren dann in das gemütliche Hotelzimmer zurück.

Wetter: bis zu 32°C, sonnig
Sights: St. Georg, Kanarra Creek
Wanderungen: Kanarra Creek Hike
Abendessen: Blondies Diner – Springdale
Hotel: Quality Inn Montclair – 157,87 inkl Tax
Bewertung: sehr gut ++++
Bemerkung: Sehr gutes Hotel mitten in Springdale, gutes Frühstück, der Shuttle fährt vor der Tür weg